Samstag, 17. April 2010

Frühlingsgefühle

Die Tage länger
die Sonne badet
im Vogelgezwitscher

Spürbar wärmer
die Luft
atmet Leben

Wie grausam
in diesen Tagen
sterben zu müssen


.

Sonntag, 11. April 2010

Die Urne

Die junge Frau erklettert den Bergsteig kraftvoll und rhythmisch, entschlossen an langsameren Wanderern vorbei. Das Gewicht der Urne im Rucksack bremst sie. Erinnerungen an ihren Vater treiben sie voran. Kopfkino: sie spielen im Garten Fußball, im Herbstwind lassen sie einen bunten Drachen steigen, die große väterliche Hand wischt ihr tröstend warme Tränen von ihrer Wange nach einer Fünf in Mathematik, sie liegt in seinem Arm und der Vater erzählt mit leuchtenden Augen von seinen Bergtouren, die er als Jugendlicher mit seinem Papa unternommen hat.

Am Gipfelkreuz hat sie alles zurückgelassen. Sie öffnet die Urne. Wind kommt auf, trägt die Asche hoch in den blauen Himmel, zusammen mit den Gedanken des Vaters, seinen Worten, seiner Liebe, seinem Verständnis, seiner Freude und seinem Schmerz.

Eine einsame Wolke verdeckt für Sekunden die Sonne. Dann wird es wieder hell. Wie ein Lachen.


jetzt

da der wind
deine asche hinausträgt
aufs meer

wo sind
deine gedanken
deine worte
deine liebe

wo bist
du