Sonntag, 28. Oktober 2012



SansiBar

Seine Welt ist die SansiBar. Sie liegt zehntausend Kilometer entfernt auf der  kleinen Insel Bolo  im südchinesischen Meer. Weißer Strand. Palmen. Wendy mixt dort die Cocktails. Der späte Nachmittag ist die beste Zeit, ihren Mai Tai zu genießen. Dazu eine leichte Brise vom Meer.

Er sitzt in der S-Bahn nach Hause. Es regnet schon den ganzen Tag. Nasskalter November. Und er niest.

Bis zur  SansiBar sind es nur noch wenige Tage. Er schließt die Augen. Wendy lächelt. Er hat einen Sonnenbrand auf der Nase. Dann steigt er aus der S-Bahn. An der Ampel bespritzt ihn ein vorbeifahrender BMW. Wendy lacht. Neben ihm flucht jemand.

Er ist nur auf der Durchreise. Von der SansiBar zur SansiBar.

Sonntag, 21. Oktober 2012



„Wo ist meine Brille?“
Sie schaut ihn an. Sieht die Brille auf seiner Nase.
„Du hast sie doch auf!“, hat sie früher gesagt. Und beide haben gelacht.
Heute sagt sie nichts mehr.

Donnerstag, 11. Oktober 2012


09.10.2012 22:16, Davao (Philippinen) am Tag vor der Abreise


Alles geht langsamer voran. Vielleicht macht das die Hitze in diesem Land. Es gibt hundert Gründe dafür, und ein Filipino kann dir bei Tanduay- Rum auf Eis sogar tausend Gründe nennen.

Doch wenn du hier ankommst und noch das Tempo von zuhause im Blut hast, dann schwitzt du innerhalb eines Tages ein gutes halbes Dutzend T-Shirts durch. Alles braucht seine Zeit, und nur ganz allmählich lernst du, dich auf das Land, die Leute und den anderen Takt einzulassen. Anfangs ist dir dieses Tempo unheimlich. Du rümpfst darüber deine deutsche Nase. Aber wenn du  Glück hast und lange genug hier sein kannst, dann kommt irgendwann die Einsicht: du musst zurückschalten, dich langsamer bewegen, dich weniger aufregen und besonders in Geduld üben. Alles andere schadet nur dem Blutdruck, der hier in der Gewöhnungsphase schon arg genug strapaziert wird.

Kauf dir ein Paar Sinelas (= billige Schlappen) auf dem Palengke ( traditioneller philippinischer Markt, der vor allem von Einheimischen besucht wird und einen eigenen Bericht wert ist) und lerne damit zu schlurfen wie die Filipinos und Filipinas. Dann näherst du dich dem angemessenen Tempo allmählich an.

Plötzlich beginnst du, das Land zu fühlen, dich hier aufzulösen. Keine Angst davor, bald erkennst du, wie frei du atmen kannst. Gedanken und Sorgen werden ihre Kraft verlieren. Sie lösen sich sogar irgendwann auf in diesem exotischen Nichts.

Und du schwitzt nur noch drei bis vier  T-Shirts pro Tag durch.

tage gleiten hin
wie die auslegerboote
auf dem glatten meer