Samstag, 27. November 2010

treibend

meine seele
im ozean des chaos -
ihr schillern lockt

doch neugier
scheut die tiefe -
und hinterlässt

nur ein paar wellen
die sich langsam
glätten

Samstag, 13. November 2010

Niemand würde ihm glauben

Er sieht das Boot am Horizont verschwinden. Die weißen Segel schieben sich langsam am blauen Himmel entlang. Ein friedliches Bild.

Doch er weiß, dass das Boot kentern wird. Niemand würde ihm glauben, wenn er behauptete, dass bald ein Sturm aufkommt. In wenigen Minuten werden dort hinten, wohin sich das Boot allmählich entfernt, die ersten dunklen Wolken aufziehen. Und dann wird alles ganz schnell gehen.Wind wird aufkommen, und aus dem Wind wird mehr und mehr ein Sturm. Mit ihm werden die Wolken aufs Festland zu rasen und den Himmel verdunkeln. Die Wellen werden immer höher steigen, einen Horizont wird es nicht mehr geben. Die letzten Badegäste werden panisch aus dem Wasser flüchten, nachdem sie von den hohen Wellen überrascht und an Land geworfen wurden. Es wird Nacht werden mit Blitz und Donner über der See. Das Ende der Welt?
Nun plagt ihn sein schlechtes Gewissen. Aber jetzt, in diesem Augenblick, wo er hier steht, auf die weißen Segel vor der blauen Leinwand schaut, den wolkenlosen Himmel genießt, würde ihm doch niemand glauben.


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