Freitag, 28. Dezember 2007

Shogatsu (Neujahr)

Tja, das Jahr ist beinahe zu Ende. Höchste Zeit für eine Haiku zur fünften Jahreszeit in Japan. Statt Feuerwerk hört man in Japan zum Jahreswechsel nur die Glocken aus den buddhistischen Tempeln. 108 Glockenschläge! Und da diese Glocken sehr lange nachhallen, dauert diese Prozedur mehrere Stunden.
Und dann gehört es zur Tradition, den ersten Sonnenaufgang des Jahres zu erleben. Glücklich ist wohl, wer dieses am Fujisan erleben darf.


Das Jahr endet still -
nur vom Tempel die Glocken
einhundertacht mal

Sonntag, 23. Dezember 2007

Der Zigarettenfilter

Die Zigarette blieb liegen im Ascher
längst stinkt der kokelnde Filter
aber was kümmert es dich
du bist gegangen, hast die Tür zugeschlagen
um ein neues Leben zu beginnen
doch so einfach ist das nicht
mit dem neuen Leben

es bleiben zu viele Erinnerungen
und Narben und Gedanken
für dich sind sie Unrat von gestern
doch ich stolpere heute noch darüber
komme nicht klar mit deiner Müllpolitik
auch wenn die Tür ins Schloss gefallen ist
glimmt immer noch der Filter deiner Zigarette
im Ascher und stinkt!
Rasende Wolken
vor himmelblauer Leinwand -
wie die Zeit vergeht

Sonntag, 16. Dezember 2007

Welches Ziel wohl hat
der zarten Rose Blühen?
Das Vergehen.

Samstag, 15. Dezember 2007

Allerheiligen

Habe gestern
unser altes Haus besucht
kühler Herbstwind
hat die alte Kinderschaukel
sanft bewegt

Den Sandkasten
fand ich unter Laub
und Hundekot versteckt
in der ganzen Siedlung
ist es still geworden

Deine Rabatten
sind schon herbstlich umgegraben
deshalb der gekaufte Blumenstrauß
wird dennoch freundlich aussehen
dein Grab im Spätherbst, Mutter.

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Über Schluchten

Gegangen über Schluchten
auf schmalen Brücken
der Tiefe getrotzt
und am anderen Ende
nur nach vorn geschaut

so war dein Leben
das ich verfolgt habe
auch jetzt auf deiner
letzten Etappe
nicht ein Blick zurück

Freitag, 23. November 2007

Heute Nacht

Heute Nacht sah ich dich
nackt über eine Brücke gehen
zartweißer Teint
im Schein des Vollmonds
wie ein Neugeborenes

aber unerreichbar
denn Brückenangst
hat mich gehindert, dir zu folgen
und so bist du
im neuen Tag verschwunden

Dienstag, 20. November 2007

Wer weiß?

das leben ist einmalig
also genieße es
so wie es ist

das nächste mal
wirst du dich
nicht wiedererkennen

oder doch?
wer?
weiß das schon?


Still leben

Ein Fischreiher
am anderen Ufer

Wäre doch
in meinem Geist
auch solcher Friede

Ab und zu
ganz sanft
eine kleine Welle.
Was bleibt

ist das kleine Fischerboot
das am letzten Abend den Hafen verließ
in Hoffnung auf einen guten Fang
als Schatten in der Glut des Sonnenuntergangs

ist das Restaurant
auf dessen Terrasse wir am letzten Abend saßen
bei Wein und einem guten Fischgericht
im Hintergrund das Fischerboot mit Sonnenuntergang

ist die kleine Bar
in der wir die schönste Chill-Musik aller Zeiten hörten
bei Mai Tai und Caipirinha
wohl gesättigt vom guten Fischgericht

ist der Moment
an dem wir zurückkehrten in unser Zimmer
wo die gepackten Koffer schon in der Ecke standen
und wir uns liebten nach Fischerboot, Fisch und Cocktails

ist das kleine Wesen
das seit Monaten in deinem Bauch heranwächst
uns in ein paar Tagen Schlaf und Ruhe rauben
und Urlaub lieben wird.

Sonntag, 18. November 2007

Der Weg


Der alte Mönch
schlurft in seinen Sandalen
genügsam die staubige Straße entlang
ein Umhang in Orange
kleidet bedächtige Schritte
und streichelt den Körper.


Er grüßt mich mit einem Wai
verbeugt sich lächelnd
tritt dann zur Seite
und lässt mich vorbei


mit meinem schweren Gepäck.



Da war etwas


Da war etwas
ein Lächeln vielleicht
auf deinem Gesicht
oder so ein Blick

ich weiß nicht mehr
ist schon lange her
ist es verloren gegangen
oder war es nur ein Traum?

Tsunamie 2004


Ein Jahr danach

Nacht
einige Sterne blinzeln
durch die Wolken
am Himmel
über Thailand


Habe
den Rucksack
du kennst ihn ja
noch nicht
ausgepackt


Sitze im Sand
vor meiner Hütte
direkt am Strand
und Wellen
laufen sanft aus


Das Meer
ist zur Ruhe
gekommen
und bietet
mir Frieden an


Von weitem
höre ich Stimmen
in allen Sprachen
und lautes Lachen
hier in Thailand


Sehe Lagerfeuer
und fröhliche Schatten
tanzen am Strand
dort
wo wir uns verloren


Ich vermisse dich


Samstag, 17. November 2007

Haiku

Warum schreibe ich eigentlich Haiku? Diese winzig kleinen Texte mit Ursprung Japan, nur 3 Zeilen lang. Und wie man hört, sind die Zeilen auch noch festgelegt auf 5, 7 und wieder 5 Silben. Wo liegt der Reiz, sich als Schreiber auf diese Weise selbst zu quälen?

Nun, Erklärungen gibt es vielleicht später. Hier erst einmal einige Haiku aus meiner Feder:



Zarte Seerose
friedlich ruhend auf dem Teich
Gewitter zieht auf


****

Novemberabend -
aus dem alten Märchenbuch
fällt ein buntes Blatt



****


Grauer Fischreiher
am Seeufer gelandet
Libellen tanzen



****

Ich kehre zurück
in mein altes Heimatdorf -
kein Hundegebell.


****


Kinder planschen noch -
da, vom roten Ahornbaum
fällt das erste Blatt


****




Herbstwind
die alte Kinderschaukel
quietscht

****

Richtfest

Tagebuch schreiben im Internet?
Öffentlich?
Bloggen?
Geht's noch?

Ja, es geht! Und ich werde es hiermit starten. Heute, mit diesem Eintrag! Warum immer für die Schublade schreiben? Nun kann ich endlich behaupten, selbst Texte veröffentlicht zu haben. Und wenn ich ganz viel Glück habe, dann liest sie vielleicht sogar mal jemand. Purer Zufall? Vielleicht, wer weiß?
Ist doch egal. Ich hoffe, es gefällt.


Willkommen in meinem Blog!